Samstag, 3. September 2016

Avantgarde Acoustic TRIO XD - hot and horny im Allgäu

Ein Beitrag von Rainer Götz

Am 8. und 9. Juli 2016 lud Oliver Wittmann zu einer ganz besonderen Veranstaltung in sein Terminstudio bei Isny im Allgäu ein. Den trotz Wärme und Stau – Ferienbeginn in NRW – angereisten Besuchern wurde in der Tat etwas ganz außergewöhnliches präsentiert. Wann, außerhalb der Highend in München und deren kompromissbehafteten Vorführungen in akustisch nicht optimalen Räumlichkeiten, hat man schon mal die Möglichkeit, einen Hornlautsprecher von den Dimensionen der Avantgarde Acoustic TRIO XD optimal zu hören.

Doch zunächst zu den Zuspielern: Für die digitale Seite wurde der Electrocompaniet EMC-1 MKIV und ein Linn Klimax DS Streamer eingesetzt. Über beide Geräte wurde hier im Blog schon mehrfach berichtet, so dass ich mir weitere Ausführungen an dieser Stelle sparen kann. Auf der analogen Seite kam das bewährte Firebird-Laufwerk von Dr. Feickert Analogue zum Einsatz.

Als Tonarm eine weitere Besonderheit: Dietrich Brakemeier ist zurück. Der Autor des Buches über die Living Stereo-Serie der RCA und Verantwortlicher hinter dem mächtigen Apolyt-Laufwerk und den Verstärker-„Trutzburgen“ Calyx und Argonaut bietet unter dem Namen Acoustical Systems zwei Tonarme, MC-Systeme und ein Justage-Set an. Oliver Wittmann hatte sich für den 10-Zoll-Arm AQUILAR entschieden, der in Verbindung mit dem hauseigenen Tonabnehmersystem Archon natürlich sehr gut harmonierte.

Für die Phono-Vorverstärkung und Entzerrung war die „State of the Art“-Phonostufe EMT JPA-66 im Einsatz. Eine über jeden Zweifel erhabene Wahl. Auf Ausstattungsdetails will ich hier nicht eingehen, sondern verweise auf diverse Quellen im Internet, die sich mit dieser Ausnahme-Vorstufe beschäftigen.

Die Vor- und Endverstärker kamen von Avantgarde Acoustic, die Typen XA Pre und XA Power. In beiden Fällen Transistorverstärker, die weitgehend im Class A-Betrieb arbeiten. Da die TRIO XD durch den hervorragenden Wirkungsgrad von 109 db für 1 Watt auf 1 Meter Entfernung nur geringe Verstärkung benötigt, war das eine ideale Wahl. Leistungsreserven stehen also im Überfluss zur Verfügung. Wer eine sehr hochwertige Vor-/Endstufen-Kombination sucht, sollte sich XA-Pre und XA-Power auch unabhängig von Hornlautsprechern mal anhören. Mit 2 x 150 Watt Ausgangsleistung sind diese auch problemlos in der Lage, „herkömmliche“ Lautsprecher zu Höchstleistungen anzutreiben.

Rein optisch sind Vor- und Endstufe ein deutliches Qualitätsstatement. Butterweich laufende Regler, satt klickende Schalter und Gerätechassis, die an Solidität kaum zu überbieten sind. Avantgarde Acoustic macht dies nicht zuletzt, damit auch bei hohen und höchsten Lautstärken der Hörner keine unerwünschten Schwingungen die Verstärkerelektronik beeinflussen. Es ist zudem ein sinnliches Erlebnis, diese Verstärker zu bedienen. Ein Statement auch für den Qualitätsanspruch von Avantgarde Acoustic und eine hervorragende Werbung für „Made in Germany“.

Die TRIO XD unterscheiden sich von vielen Hornlautsprechern auf dem Markt alleine schon durch die Optik. Der vom US-Magazin Stereophile gerne propagierte „wife acceptance factor“ ist bei vielen Hornsystemen ja sehr, sehr niedrig. Die TRIO XD unterscheidet sich hier gewaltig. Aus physikalischen Gründen ist der Lautsprecher immer noch groß, aber die Hornsysteme für Bass, Mittel- und Hochton sind optisch ansprechend ausgeführt und zudem in vielen RAL-Farben lieferbar und so in einen Wohnraum sehr schön zu integrieren.

Selbst den beiden Basshörnern kann ein wohnraumgeeignetes Design nicht abgesprochen werden. Die TRIO XD ist gut in der Lage, sich in ein etwas größeres Wohnzimmer (der Hersteller meint ab 25 qm) zu integrieren (für kleinere Zimmer und nicht so üppig gefüllte Geldbörsen bietet Avantgarde Acoustic die Lautsprecher-Serien Zero, Uno und Duo). Nationale und internationale Designpreise würdigen das Engagement von Avantgarde Acoustic. Die makellose Fertigungsqualität – auch der „kleineren“ Lautsprecher – unterscheidet die Systeme aus Lautertal von vielen Mitbewerbern.

Nun ging es ans Hören: Bei der Veranstaltung im Terminstudio von Oliver Wittmann spielten Armin Krauss von Avantgarde Acoustic und Oliver Wittmann eine weite Bandbreite an Musik. Frauenstimmen kamen absolut natürlich und unverfärbt rüber, Streicher klangen weder hart noch aggressiv, und eine stupende Grob- und Feindynamik ließ die Zuhörer erschauern. Das Interessante: Die TRIO XD mit zwei Basshörnern konnte sowohl z.B. Jeff Beck in einer Lautstärke wiedergeben, die der eines Livekonzertes – in fünf Meter Abstand zur Bühne! – entsprach. Aber, und das war noch viel frappierender, die TRIO XD konnte auch leise, noch deutlich unter Zimmerlautstärke! Dabei gingen keine Signalinformationen verloren. Höhen und Bässe waren voll da! Ich halte diesen Charakterzug für noch wichtiger. Laut können viele, differenziert leise nur ganz, ganz wenige.

Die grandiose CD des Janoska Ensembles „Janoska Style“ mit der Mischung aus Klassik, Sinti-Swing, Tango und Kaffeehaus-Orchester machte über die TRIO XD richtig Spaß. Der Lautsprecher verleugnete seinen Horncharakter nicht, bildete aber die Instrumente in den richtigen Proportionen im Raum ab. Man „sah“ richtiggehend vorne halbrechts den Steinway stehen und die beiden Violinen links und rechts davon, der Kontrabass hinter dem Flügel. Auch Sinfonik, ausprobiert mit der Filmmusik von Franz Waxmann zu dem Stummfilm „The Bride of Frankenstein“, spielte über die TRIO XD beeindruckend und zeigte die Stärken des Lautsprechers, was Echtheit, Impulswiedergabe und Dynamik angeht.

Wer in der Klasse der Avantgarde TRIO XD einen Lautsprecher sucht, egal ob Horn, Dipolstrahler, Transmissionline, geschlossene Box oder Bassreflexsystem, und die TRIO XD räumlich gesehen unterbringen kann, sollte den Lautsprecher in jedem Fall in die engere Wahl ziehen und einen Termin mit Oliver Wittmann vereinbaren.

Ganz wichtig hier auch das „set up“: Gerade solche großen Lautsprecher sind nicht einfach aufzustellen. Einfach hinstellen und verkabeln reicht bei weitem nicht und würde viel vom Potential verschenken. Die richtigen Verbindungskabel (in diesem Fall die Lautsprecher- und NF-Kabel von Swiss Cables sowie Clear von Cardas) und die Stromversorgung (hier Audioplan Powerstar S, Ringmat Netzkabel mit Reinkupferstecker) machen den Unterschied.

Wer genau hinsah, entdeckte unter den Spikes der Trio XD die Harmonix RF 999M Million Spike-Base und weitere Feintuning Schritte. Die TRIO XD arbeitet im Bass aktiv, mit einem integrierten Class-D-Verstärkermodul, bei dem letztlich eine Leistung von 1000 Watt zur Verfügung steht. Ein parametrischer Equalizer ist integriert und der Lautsprecher über DSP an den Raum anpassbar.

Der Umgang damit und die Integration des Lautsprechersystems in den Wohnraum sollte in jedem Fall von einem ausgewiesenen Fachmann vorgenommen werden. Oliver Wittmann ist einer der wenigen vom Hersteller Avantgarde Acoustic „handverlesenen“ Fachhändler, der sowohl eine objektive Vorführung und Präsentation, wie auch die fachgerechte und optimierte Aufstellung der Lautsprecher gewährleisten kann.

Der Ausflug nach Isny war in jedem Fall interessant. Konnte man hier doch ein Gesamtkonzept aus Quellengeräten und Verstärkern mit einem aus dem Rahmen fallenden Lautsprechersystem hören und so selbst beurteilen, was heute technisch und akustisch machbar ist. Die Vorführung hat Spaß gemacht und lässt hoffen, dass Oliver Wittmann diese „Events“ in seinem Terminstudio fortsetzt.

Um die Headline dieses Artikels aufzunehmen: Es war in der Tat „hot“ am 8./9. Juli. Sowohl was die Temperaturen angeht wie auch die Vorführung. „Horny“, also dem Vorurteil eines verfärbenden Hornlautsprechers gemäß, war es wirklich nicht. Geil aber schon!

Weitere Informationen zu den gespielten Geräten bieten diese hoffentlich hilfreichen Links:

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