Ein Beitrag von Rainer Götz
Vorneweg: Dies ist weder ein ausführlicher Messebericht noch werden Sie hier technische Abhandlungen zu den Geräten finden und auch keine vollständige Übersicht der Messeneuheiten. Hier verweise ich auf die einschlägigen Publikationen, die in Online- und Printausgaben ausführlich über die beiden Messen berichten und die „Breaking News“ veröffentlichen. Hier - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - einige Links dazu:
- https://www.fidelity-magazin.de/
- http://www.hifistatement.net/event/item/1757-high-end-2016-rundgang-mit-peter-banholzer
- http://www.i-fidelity.net/reportagen.html
- http://www.connect.de/ratgeber/high-end-2016-messe-infos-highlights-neuheiten-3195820.html
- http://www.audiophil-online.de/messe/highend2016.html
- http://www.stereophile.com/category/munich-2016
- http://www.theabsolutesound.com/articles/?type=show_report
- http://hifipig.com/category/hifi-shows/
- http://www.enjoythemusic.com/HIGH_END_2016/
Außerdem werden hier aus naheliegenden Gründen nur Produkte angesprochen, die im aktuellen Verkaufsprogramm von Oliver Wittmann zu finden sind.
München selbst ist – auch ohne die Highend – natürlich eine Reise wert. Die „nördlichste Stadt Italiens“ machte dieser Bezeichnung alle Ehre. Das Wetter war gut, das Rathaus in strahlendem Sonnenschein, die Biergärten geöffnet…
Bezahlbares Highlight auf der HiFiDeluxe war die Kii Three. Die Qualitäten dieses Ausnahmelautsprechers wurden beim Music Day Ende März im Hause Wittmann schon präsentiert und hier im Blog auch schon gewürdigt.
In München zeigte sich die Kii Three auch unter Messebedingungen von ihrer besten Seite. Ungläubiges Stauen bei vielen Zuhörern, wie ein Lautsprecher in dieser Größe einen so abgrundtiefen Bass wiedergeben kann und eine solche Dynamik. Und das alles für 10.000,- Euro das Paar (ohne den Fußständer).
Harmonix schafft es bei seinen Messeauftritten jedes Jahr wieder, ein alles andere als akustisch ideales Hotelzimmer oder einen Konferenzraum so auszustatten, dass es schlichtweg hervorragend spielt. Dies war auch dieses Jahr in München wieder so.
Hier präsentierte der neue Distributor Daluso (Oliver Wittmann ist als Stützpunkthändler aufgeführt) das Tuning-Programm auf der HiFiDeluxe. Auf Details einzugehen, führt bei dem umfangreichen Portfolio von Harmonix/Cambak zu weit. Ein Blick auf die Website ist informativer und lohnenswert: http://www.combak.net/.
Hier noch ein XRCD-Tipp von Kazuo Kiuchi: Am 1. Mai gerade neu erschienen ist die 1958 für EMI eingespielte Aufnahme mit Ballettmusik von Tschaikowski (HIQXRCD49-Swan Lake, HIQXRCD51-Nutcracker) mit dem Philharmonia Orchestra unter Efrem Kurtz. Und die beiden XRCDs klangen über die Reimyo-Elektronik selbst über die kleinen und unscheinbaren Nahfeldmonitore ENC-5 von Encore ganz hervorragend.
Röhrenelektronik at its best, das wurde von Harald Hofmann und seinem Team im Raum von Octave Audio wieder mal bewiesen. Die Kombination aus der Traumvorstufe HP 700 und der Stereo-Endstufen RE 320 (mit KT 150 Endröhren bestückt und einer Leistung von 2 x 130 Watt) trieben die Focal Sopra 2 zu Höchstleistungen. Ich hätte nie gedacht, dass DÖF (Deutsch-Österreichisches Feingefühl) mit „Codo … düse im Sauseschritt“ (ja, genau der Titel mit dem Hass) so grandios klingen kann. Mutig und selbstbewusst, so was bei einer HiFi-Show zu spielen. In jedem Fall eine gelungene Alternative zu allerlei „audiophilem Geklingel“, das auf der Messe auch zu hören war.
Die Ausnahmelautsprecher von Verity Audio waren an verschiedenen Stellen der Messe zu hören. Sicher auch wegen der vorgeschalteten Audia Flight Elektronik aus Italien machte die Vorführung beim Deutschland-Importeur Sieveking Sound am meisten Spaß. Als Extra trat hier auch noch die US-Sängerin Lyn Stanley auf und sang zu ihrer neuen SACD/LP „Lost in Romance“ live. Ein bleibendes Erlebnis.
Die Songs von Lyn Stanley wurden von der Tonmeister-Ikone Al Schmidt aufgenommen und von Bernie Grundman gemastert. Aufnahmeort war das legendäre Capitol-Studio in Los Angeles. Teilweise wurden dieselben Neumann-Röhrenmikrofone verwendet, die schon für die legendären Platten von Nat King Cole oder Frank Sinatra eingesetzt wurden. Im Capitol-Safe soll es zwei Boxen mit den Aufschriften „Nat“ und „Frank“ geben, in denen die Kondensatormikrofone mit dem speziellen Sound sicher und geschützt ruhen…
Im Raum vom High-Fidelity Studio Augsburg (Importeur u.a. von Grado und DS Audio) spielten ebenfalls Verity Audio und ein bekannter HiFi-Händler aus Stuttgart war dort als „Hundeflüsterer“ aktiv (siehe Foto).
Kleine Sensation im Hause Brinkmann: Der erste DA-Wandler wurde vorgestellt. Nyquist heißt er und spielt so ziemlich alle Formate, egal ob PCM oder DSD. Seine Software erlaubt unkomplizierte Updates für zukünftige neue Digitalformate (die direkte Wiedergabe von MQA-Aufnahmen ist bereits implementiert). Ein zukunftssicherer Wandler somit. Wer einen Topwandler sucht, sollte den neuen Brinkmann Nyquist in jedem Fall ins Auge fassen. Erste Infos hier: http://www.brinkmann-audio.com/main.php?prod=nyquist&lang=en.
Lansche Audio vom Bodensee spielte in diesem Jahr wieder seinen Hornlautsprecher Cubus Mk II und hat diesen offenbar weiterentwickelt. Zumindest hat mir die Vorführung 2016 besser gefallen als die im Vorjahr. Hier wurde offensichtlich weitere Entwicklungsarbeit geleistet. Die bewährte Passiv- und die noch interessantere Semi-Aktiv-Serie von Lansche bilden nach wie vor das Rückgrat des Programms mit seinen Plasma-Hochtönern. Es lebe die „blaue Flamme“! Tipp: unbedingt mal „Blue Flame“ vom Woody Herman Orchestra über Lansche Audio anhören. Das fetzt.
Bewährtes gab es aus dem Hause Jadis zu hören und zu sehen. Die Endstufen kamen mit der französischen Riesenbox, die schon in die Kategorie „begehbarer Lautsprecher“ gehört, gut zurecht. Würde sicher auch mit Focal gut harmonieren und Audioplan sowieso…
Auch bei Lindemann gab es Bewährtes. Die aktuellen Musicbooks, demonstriert mit Musik von der NAS-Datenbank und Streaming-Diensten wie TIDAL. Sehr entspannend auch die Musikauswahl bei Lindemann.
Am Samstag Nachmittag gab es bei Manger noch einen interessanten Vortrag des legendären David Chesky, der sein Binaural-Aufnahmeverfahren erläuterte. Es ist offenbar ein Decoder in der Entwicklung, der eine realistische Raumwiedergabe mit „nur“ zwei Lautsprechern ermöglichen soll. Wenn derzeit Chesky-Binural-CDs etwas verhangen und gelegentlich sogar „topfig“ klingen, soll sich dies mit dem Decoder völlig ändern und die Instrumente plastisch im Raum stehen mit Ambiance vom Raum.
Das klappt übrigens schon jetzt ganz gut, wenn Sie Kopfhörer verwenden. Da bringt der Binaural-Klang einen deutlichen Zugewinn gegenüber der 2-Kanal-Wiedergabe über Lautsprecher! Wen es interessiert, hier eine Kurzinfo von der Chesky-Website: http://www.chesky.com/.
Wesentlich besser als im Vorjahr präsentierte sich 2016 auch Nagra aus der Schweiz. Im Gepäck die zur CES erstmals vorgestellten Verstärker und der neue DA-Wandler. Da der DA-Wandler auch über Software upgedated werden kann, ein zukunftsicheres Konzept. Na ja, bei den Preisen, die Nagra aufruft, eigentlich auch notwendig.
Holger Fromme von Avantgarde Acoustic stellte das aktuelle Programm vor und berichtete über eine „Flut von Preisen und Auszeichnungen“, die derzeit über den Lautsprecher- und Elektronik-Hersteller aus dem Lautertal hereinbricht. Der HiFi-Markt zeige zudem eine deutliche Hinwendung zu hochwertigen und nachhaltigen Qualitätsprodukten. Qualität setzt sich also doch durch! Die Zeiten von „Geiz ist geil“ scheinen endgültig zu Ende.
Die Vorführungen bei Avantgarde Acoustic wie immer: hervorragend, dynamisch aber – für mich zumindest – wieder viel zu laut. Schade eigentlich. Aber bei Oliver Wittmann kann man ja die Zero 1, die Uno XD und auch die Duo XD in gemäßigten Lautstärken hören und dann altbekannten Aufnahmen viele neue Details entlocken.
Fazit: München war auch dieses Jahr wieder die Reise wert. Dieser kleine Rückblick war äußerst subjektiv. Meine Frau und ich haben keinen „Hör-Marathon“ gemacht, um alles und jedes zu hören, sondern sind recht entspannt auch mal 30 oder 40 Minuten bei einer Vorführung geblieben und haben zugehört.
Bei der Musikauswahl haben sich einige Aussteller richtig Mühe gegeben, so dass es auch den Zuhörern Spaß gemacht hat. Man konnte neue Platten oder CDs entdecken oder einen neuen Interpreten oder gar eine neue Musikrichtung. Unser Hobby ist auch dafür da.
Insofern war es schade, dass sich z.B. bei klassischer Musik die Stühle häufiger leerten. Wie sagte mir Jan Sieveking: „Wenn ich den Laden leermachen will, dann muss ich nur Klassik auflegen“. Schade eigentlich, aber es gibt erfreuliche Ausnahmen. Jan Sieveking gehört übrigens dazu!
Soviel zur Highend und HiFiDeluxe. Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder in München. Vom 18.05.-21.05.2017!
[Text und Fotos: Rainer Götz]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen