Ein Beitrag von Rainer Götz
Für den 21. Februar 2018 stellte Oliver Wittmann in einem direkten Vergleich die neue Motorsteuerung Lingo IV und den Phono-Vorverstärker Urika II vor. Ein Vergleich, der nicht nur für Besitzer des legendären Linn LP 12 von Interesse war. Wer dachte, die analoge Entwicklung hätte ihren Zenit schon überschritten, wurde bei der Demonstration im Hause Wittmann angenehm überrascht.
Doch zunächst mal zu den Beteiligten. Oliver Wittmann stellte für die Direktvergleiche eine komplette digitale Linn-Kette mit dem vollaktiven Linn Klimax Exakt 350 als Wandler/Lautsprechersystem und drei LP 12 Laufwerken auf. Tonarm, die ZYX-MC-Systeme waren penibel eingestellt, das Subchassis des LP 12 konnte im Linn’schen Sinne frei schwingen. Beste Voraussetzungen, um zu zeigen, dass der LP 12 auch nach 45 Produktionsjahren – nicht zuletzt dank der neuen Upgrades – noch immer zur Weltspitzenklasse der Laufwerke gehört. Als Besonderheit versah Oliver Wittmann den LP 12 mit dem „alten“ Lingo mit einem wesentlich teureren ZYX-Tonabnehmersystem, um den Einfluss des Abtasters auf die Gesamtwiedergabe zu demonstrieren.
Lingo IV ist – basierend auf den Erfahrungen vom Radikal – eine völlig neu entwickelte Motorsteuerung für den LP 12. Eine ausgeklügelte Elektronik steuert den neuen 12-Volt-Motor an, der von digitaler Signalverarbeitungstechnologie überwacht und geregelt wird, die letztlich das Ziel hat, dass sich der Plattenteller noch gleichmäßiger und präziser dreht. Ein nicht präzise drehender Plattenteller ist letztlich wie ein falsch bzw. nachlässig gestimmtes Musikinstrument. Schließlich wirken sich schon geringste Geschwindigkeitsabweichungen negativ auf die Tonhöhe aus.
Gegenüber seinem Vorgänger ist der Lingo IV deutlich kompakter geworden, so dass sich die neue Motorsteuerung mit Tachogenerator und neuem Motor bequem in der Zarge eines LP 12 unterbringen lässt. Das externe Netzteil ist ebenfalls „geschrumpft“ und lässt sich jetzt unproblematisch neben oder hinter dem Plattenlaufwerk verstecken.
Urika II ist eine MC-Phonostufe, die ebenfalls für den Einbau im LP 12 entwickelt wurde. Die Urika II ist speziell für Betreiber von Linn-Komponenten entwickelt, deren Anlagen über einen Exakt-Anschluss verfügen. Die digitale Signalverarbeitung wird damit ganz nach vorne in den LP 12 verlegt und dann über das Exakt-Link in die Anlage geschickt. Erstmals ist es realisierbar, die Filter der RIAA-Entzerrungskennlinie ohne jegliche Phasenfehler umzusetzen.
Für den Nutzer bedeutet dies letztlich weniger Störungen und mehr Musik. Das alles – Analogfans müssen jetzt sehr stark sein – auf der digitalen Ebene! Letztlich erfolgt die Exakt-Verbindung über ein „normales“ Netzwerkkabel!
Das Urika II ist an den eingesetzten Tonabnehmer anpassbar – sogar vom Abhörplatz aus. Werte für beliebte Tonabnehmersysteme – nicht nur die aus dem Hause Linn – sind hinterlegt. Ein klassisches Denon 103 oder EMT sind also auch kein Problem.
Doch nun zur wichtigsten Frage: Wie klangen Lingo IV und Urika II? Zunächst der Unterschied zwischen dem neuen Lingo und seinem Vorgänger. Die neu erschienene LP „Nightfall“ mit Duo-Aufnahmen des Trompeters Till Brönner und dem Kontrabassisten Dieter Ilg ist ein gutes Testobjekt. Um es kurz zu machen: Brönners gestopfte Trompete und der Bass von Dieter Ilg kamen für mich über das neue Lingo IV präziser und klarer umrissen „rüber“.
Der LP 12 mit dem bisherigen Lingo klang vielleicht im Bass etwas voller, ja manchmal euphorischer. Hier spielt dann das montierte Top-MC-System seine Stärken aus. Aber in den Punkten Präzision, Timing und Raumabbildung hatte für mich das neue Lingo IV eindeutig die „besseren Karten“. Gegencheck mit Klassik: Prokofieffs Lieutenant Kije in der legendären RCA-Living-Stereo-Einspielung unter Fritz Reiner und dem Chicago Symphony Orchestra. Eine der ganz großen Living-Stereos! Auch hier dieselbe Tendenz. Timing, Präzision eindeutig auf Seiten des LP 12 mit der Lingo IV-Motorsteuerung. Und dann die Raumabbildung, phänomenal, was diese über 50 Jahre alte Aufnahme an Rauminformationen vermittelt.
Und mit der Urika II? Kurz gefasst noch mehr Präzision. Details, die vorher nicht wahrgenommen wurden, sind plötzlich „da“. Die Musik „fließt“ noch mehr wie selbstverständlich. Es macht einfach mehr Spaß mit der Kombination aus Urika II und Lingo IV Musik zu hören. Bei Till Brönner/Dieter Ilg übrigens dasselbe Fazit zugunsten der Kombination beider neuer LP 12-Upgrades.
Die Digitalisierung des analogen Signals direkt nach Tonabnehmer/Tonarm vorzunehmen, bringt eindeutige Vorteile. Exakt-Nutzern sei deshalb das Upgrade mit dem Entzerrer/Vorverstärker Urika II nachdrücklich empfohlen.
Wer beim Launch-Event am 21.2. nicht dabei sein konnte, dem sei geraten, mit Oliver Wittmann oder Markus Nolden einen separaten Vorführtermin für die Upgrades zu vereinbaren, um sich selbst von deren Qualität zu überzeugen. Eigene Platten nicht vergessen.
Mehr Informationen finden Sie hier:
Der Artikel ist etwas irreführend. Eine Kombi aus Lingo 4 und Urika 2 ist nicht möglich. Urika benötigt nach wie vor die Radikal Motorsteuerung.
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