Mittwoch, 25. September 2019

Eine Randbemerkung zu den Süddeutschen HiFi-Tagen 2019

Ein Bericht von Rainer Götz

Zumindest was das Publikumsinteresse angeht, waren die auch „Hörtest 2019“ genannten 2. Süddeutschen HiFi-Tage am 7./8. September 2019 ein großer Erfolg. Wie mir Oliver Wittmann berichtete, war bereits kurz nach Türöffnung um 10:00 Uhr „die Hütte gerammelt voll“. Und dies nicht nur bei Avantgarde Acoustic. In allen Stockwerken drängten sich die Audiophilen und sorgten für zufriedene Gesichter bei den Ausstellern.

Schade, dass Firmen wie T+A, Linn, Burmester und Gauder Akustik – um nur einige aus dem Portfolio von Oliver Wittmann zu nennen – auf der Messe nicht präsent waren. Trotzdem gab es viel zu hören und zu sehen. Viele Newcomer und Startups, aber auch etablierte Anbieter, ließen sich die Chance, direkt mit den Endkunden in Kontakt zu kommen, nicht entgehen.

Die Fachpresse hat im Internet bereits ausführlich über die Messe berichtet, so dass ich hier nur einige Highlights, die mir auffielen, besonders erwähnen will: Entspannt und überzeugend wie immer die Vorführung der Harbeth-Monitore bei Input Audio. Nicht minder relaxed stellte Jan Sieveking eine Kette mit Verity Audio-Lautsprechern, den italienischen Verstärkern von Audia Flight sowie einem neuen TW-Acustic-Plattenspieler vor. PMC (The Professional Monitor Company) ist ein Neuzugang im Programm von Wittmann HiFi. Auf der Messe überzeugte der kleine „Twenty5“-Monitor. Rega präsentierte seine aktuelle Plattenspielerserie in einer statischen Präsentation, ebenso die Zubehörspezialisten von Silent Wire. Auch Harmonix stellte seine highendigen Preziosen zur Schau, was zu leuchtenden Augen bei manchem Besucher führte.


Armin Kraus von Avantgarde Acoustic führte in gewohnter Souveränität die Duo Primo XD vor. Dabei handelt es sich um eine Sonderanfertigung aus der Duo-Serie mit zwei aktiven Basshörnern pro Kanal. Ein wirklicher Genuss, so einen Lautsprecher mal selbst zu hören und sich vom damit realisierbaren Schalldruck „durchschütteln“ zu lassen. Ja, wenn Armin Kraus richtig Gas gab, spürte man die Schallwellen auch körperlich deutlich. Das Erstaunlichste: die 7 Watt in Class A der beiden verwendeten Mono-Endstufen aus der XA-Serie von Avantgarde Acoustic reichten hierfür mehr als genug aus (im AB-Betrieb stehen übrigens mindestens 150 Watt zur Verfügung, falls kein Avantgarde-Horn betrieben werden soll). Ein echtes Erlebnis für alle Zuhörer in jedem Fall. Tipp am Rande: Die „kleineren“ Avantgarde Acoustic Lautsprecher sind am 18./19. Oktober im Studio von Oliver Wittmann im Rahmen einer Veranstaltung zu hören. Platzreservierung empfiehlt sich.

Für Sonntag, kurz vor Ende der Messe, war dann ein weiteres Highlight angekündigt. Ein Workshop zusammen mit den Bauer-Studios in Ludwigsburg und der Tonmeisterlegende Johannes Wohlleben, der schon mit Künstlern wie Al di Meola, Wolfgang Dauner, Eberhard Weber, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Haffner, Gonzalo Rubalcaba, Oregon oder Nguyen Le zusammengearbeitet und Aufnahmen für Labels wie Enja, ACT Music, CAM Jazz, Mood Records, Sony Music, um nur einige zu nennen, als Tonmeister betreut hat.

Johannes Wohlleben erläuterte den Werdegang einer analogen (!) Schallplattenproduktion bis hin zur fertiggestellten Vinylplatte. Bauer-Studios hat seit einigen Jahren unter dem hauseigenen Label eine Serie, die sich „Studio Konzerte“ nennt. Interpreten aus primär Jazz und Funk spielen live vor einem kleinen Studiopublikum und werden mit analoger Technik direkt auf ein 2-Spur-Mastertape aufgenommen. Der ganze Signalweg ist durchgehend puristisch analog, wie das verwendete Neve-Mischpult.

Die vorgestellten Musikbeispiele, abgespielt von einer ersten Kopie des Masters, überwältigten mit Dynamik und Klangfarben. Toll wenn z.B. Olivia Trummer, Trägerin des Landesjazzpreises Baden-Württemberg 2019, quasi live zwischen den Lautsprechern swingt. Eine optimale Reproduktion. Eben exakt, wie es im Aufnahmestudio auch klang. Die Studio-Konzerte von Bauer sind in jedem Fall ein Tipp für audiophile Jazzliebhaber, auch ganz unabhängig vom exzellenten Klang, der niemals zum Selbstzweck wird. Der direkte Vergleich Tonband-Masterkopie, abgespielt über eine Studer-Profi-Maschine, und die entsprechende, über einen Clearaudio-Plattenspieler abgetastete Analogplatte, zeigt, wie viel Aufnahmeinformation sich auf der schwarzen Scheibe wiederfindet. Erstaunlich viel, wobei die Vinylpressung für meine Ohren sogar angenehmer klang als das Master.

Fazit: Tolle Messe. Grandiose Präsentation bei Avantgarde Acoustic und ein hochinteressanter Workshop. Bin gespannt, was 2020 vorgestellt wird.

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