Sonntag, 5. November 2017

Music Day Oktober 2017 - Linn Akubarik Exakt System mit Katalyst-Update

Ein Beitrag von Rainer Götz

Von Voltaire, der den einen als Lebemann und den anderen als feinsinniger Intellektueller galt, stammt der Satz: „Das Bessere ist der Feind des Guten“. Auf die beim Music Day am 26. Oktober 2017 vorgestellte komplette Linn-Anlage trifft dies in vollem Umfang zu. Erstaunlich, welches Potential des Exakt Systems durch das Katalyst-Update freigelegt wird.

Zunächst aber zu den Zuspielern: Da wäre zuerst der Linn-Klassiker par excellence, der Linn LP 12, hier in der Ausbaustufe Akubarik. Der MC-Tonabnehmer von ZYX und eine Tom Evans-Phonovorstufe vervollständigen den Phonozweig. Der bewährte T+A Multi Source Player MP 2000R MK II war für die digitalen Signale als Programmquelle zuständig und lief hier in seiner Eigenschaft als CD-Spieler. Die NF-Kabel stammten von swisscables und Cardas, Netzkabel von Ringmat in Verbindung mit dem Audioplan Powerstar SIII, auch „Keksdose“ genannt.

Als „Schaltzentrale“ oder „Network Music Player“ agierte der Linn Akurate DSM/2. Insgesamt 14 Eingänge stehen zum Anschluss und Upsampling externer Quellen zur Verfügung. Mit 4 x HDMI-, 4 x Toslink- und 3 x Koax-Eingängen sowie zwei Analogeingangsbuchsen (z.B. für eine Phonovorstufe oder einen UKW-Tuner) stehen selbst für große Anlagen mehr als genug Programmquellen zur Verfügung. Ausgänge gibt es in HDMI und S/PDIF, in Toslinik und Koaxial, außerdem Ethernet. Die Verbindung zum Aktivlautsprecher erfolgt über ein schlichtes Netzwerkkabel. Eine aufwendige Highend-Verkabelung ist also hier nicht notwendig, ein solides KAT6- oder noch besser KAT7-Netzwerkkabel reicht völlig aus.

Die eigentliche Umsetzung der eingehenden Signale erfolgt im Aktivlautsprecher Akubarik Exakt, hier mit dem Katalyst-Update der neuesten Generation. Es ist ganz offensichtlich, dass Linn die Technologie seines völlig eigenentwickelten Top-Systems Klimax hier auf ein günstigeres System umgesetzt hat. Der zweite Lautsprecher erhält ebenfalls über ein Netzwerkkabel sein Signal. Alles einfach und simpel aber effektiv.

Beim Isobarik-Prinzip des Lautsprechers wird der Bass von zwei Lautsprechern im Tandemprinzip kontrolliert nach unten abgestrahlt. Tiefmittel, Mittelton, Hochton und Superhochton werden von der 3K Mittel-Hochton-Einheit abgedeckt. Die Exakt-Elektronik mit 5 kraftvollen Endstufen sitzt auf der Rückseite in einem mit Schwingungsdämpfern montierten Modul. Die fünf Endstufen der Exakt-Version arbeiten mit volldigitalen Verstärkern mit 4 x 100 Watt und 1 x 200 Watt pro Lautsprecher. Also mehr als ausreichend Kraft selbst für komplexe Musik.

Linn gibt einen Frequenzumfang von 28 Hz bis 33 kHz an. „In jedem Lautsprecher wurden 5 separate DA-Wandler verbaut und die digitale Frequenzweichen eliminieren Klirr- und Phasenfehler analoger Frequenzweichen,“ erläutert Oliver Wittmann. Eventuelle Toleranzen der eingesetzten Lautsprecherchassis werden elektronisch ausgeglichen. Linn hinterlegt zudem alle technischen Parameter der verwendeten Chassis auf einem Server in der Cloud. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass im Lauf der Jahrzehnte mal ein Defekt auftritt, kann Linn ein exakt identisches Lautsprecherchassis mit exakt denselben Werten zum Austausch zur Verfügung stellen.

Die Chassis-Daten aus der Cloud sind in Verbindung mit Rauminformationen (Größe, Fensterflächen, absorbierende Wandflächen usw.) wichtig, um den Lautsprecher optimal an den Raum anzupassen. Der Linn-Fachhändler hat hierzu ein Programm auf seinem Laptop, das ohne Messmikrofon auskommt. Das ist sinnvoll, da in der Regel ein Mikrofon mit Monitor alle 5 cm andere Schalldruckergebnisse anzeigt und so eher zur Verwirrung beiträgt.

Im Falle der Einstellungen für den Music Day hat Oliver Wittmann manuell leicht eingegriffen und die automatisierte Einstellung ein wenig auf „etwas lebendiger“ korrigiert. Ein gerader Frequenzgang kann nämlich durchaus langweilig und kraftlos klingen. Hier ist die Erfahrung des Händlers gefragt. Auch nicht-optimale Aufstellmöglichkeiten der Lautsprecher – z.B. zu nahe an der Wand – können übrigens mit der integrierten Space Optimisation verbessert werden. „Die Beste aller Ehefrauen“, der völlig freistehende Lautsprecher ein „Dorn im Auge“ sind, wirds freuen.

Wie klingt das Ganze nun? Der CD-Zuspieler war noch kalt und so war es zunächst faszinierend, bei einem 20-minütigen Medley mit Kompositionen des Bassisten Charles Mingus wieder mal nachzuvollziehen, wie sich der Klang langsam von den Lautsprechern löst um dann quasi im Raum zu stehen. Nach gut 15 Minuten brillierte die WDR-Bigband unter Leitung von Bill Dobbins mit dem schwarzen amerikanischen Crooner Kevin Mahogany und Mingus-Kompositionen. Fetziger Bigband-Sound. Fußwippen ist angesagt.

Voll und sonor spielte dann auf der nächsten CD Gerry Mulligan sein Baritonsaxofon. Der „Song for Strayhorn“, geschrieben für den Alter Ego von Duke Ellington, den Komponisten, Arrangeur und Pianisten Billy Strayhorn. Einfach Klasse!

Kurzer Wechsel zur Klassik: Der erste Satz der Sinfonie Nr. 5 von Peter Tschaikowsky in einer SACD-Aufnahme mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Alles stimmte: die Wucht des Orchesters, seidige Geigen „ohne Zuckerguss“, präzise Raumabbildung. Die Wiedergabe war so überzeugend, dass einer der Zuhörer meinte, sich ab jetzt verstärkt mit klassischer Musik zu beschäftigen. Wenn das kein Erfolg ist!

Auch Vinyl kam nicht zu kurz. Auf dem LP 12 drehte sich das Helge Lien Trio mit dessen aktueller LP „Badgers and Other Beings“. Wunderbarer Kammerjazz, aufgenommen von Jan Erik Kongshaug in den legendären Rainbow Studios in Oslo. Herrlich wie das Piano ausschwingt, der Besen des Schlagzeugers über die Felle huscht oder der Kontrabass das swingende Fundament liefert.

Dasselbe gilt für eine neue Vinyl-Veröffentlichung von ECM mit Anouar Brahem, Dave Holland, Jack DeJohnette und Django Bates. „Blue Maqams“ zeigt die vier Musiker auf der Höhe ihres Schaffens. Eine geniale Verbindung orientalischer und westlicher Musik. Man will nicht aufhören, hier zuzuhören, so genial passen die vier Musiker zusammen und so beeindruckend klingt es über die Linn-Kombination.

Weiter mit Manuel de Fallas „El amor brujo“: Klassische Orchestermusik mit spanischem Feuer. Dann das ironisch frivole „Makin‘ Whoopee“ in einer 1959 gemachten Einspielung mit Marlene Dietrich und dem Orchester Burt Bacherach und dasselbe Stück in einer völlig anderen Interpretation durch die Tänzerin und Sängerin Lyn Stanley. Letzteres aufgenommen in den Capitol Studios in Hollywood, also dort, wo Frank Sinatra und Nat King Cole ihre besten Aufnahmen machten. Am Mischpult so Koryphäen wie der 22-fache Grammy Gewinner Al Schmitt und Mastering-Guru Bernie Grundman. Trotz dem harten deutschen Akzent von Marlene Dietrich swingten beide Interpretation hörbar, auch wenn Lyn Stanley am Schluss bei allen Zuhörern, nicht nur technisch, dann doch die Nase vorn hatte.

In freieres Gefilde ging es dann mit Bebop-Pionier Thelonious Monk, der in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre, und einer erst vor wenigen Monaten entdeckten Aufnahme gemeinsam mit den beiden Tenorsaxofonisten Charlie Rouse und Barney Wilen. Danach interpretierte Aki Takase auf ihre ganz eigene (sehr freie) Art den großen Fats Waller. „Vipers Drag“ ist eine gelungene Verschmelzung von Free Jazz und klassischem Oldtime. Hauptsache es macht Spaß...

Sicher, runde 36.000,- Euro sind eine Menge Geld für das Linn Gespann. Dies relativiert sich allerdings durch den Wegfall der Kosten für DA-Wandler und - in diesem Fall - zehn (!) Monoendstufen! Ja, auch die klassische Vorstufe entfällt, da der Akurate DSM 1 als Schaltzentrale für die ganze Anlage dient.

Wer in dieser Klasse eine Musikanlage fürs Leben sucht, die nicht morgen schon überholt ist, der sollte sich das Linn AKUBARIK System Katalyst mit den Aktivlautsprechern Akubarik Exakt anhören. Linn ist dafür bekannt, seine Geräte zwar ständig weiterzuentwickeln, aber seinen Kunden stets Aufrüstmöglichkeiten für vorhandenes Equipment anzubieten. Teilweise sogar als kostenlose Software-Updates oder werterhaltende Hardware-Updates zu fairen Konditionen. Selbst für 15 Jahre alte Geräte gibt es Updates. Welcher andere Hersteller kann dies bieten? Und den Plattenspieler LP 12 gibt es seit 1972!

Es gilt, einen Demo-Termin mit Oliver Wittmann oder Markus Nolden zu vereinbaren und die Anlage mit eigener Musik anzuhören. Lassen Sie sich von unserer Begeisterung für Linn Audio anstecken!

Weitere Informationen finden Sie hier:

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