Ein Beitrag von Rainer Götz
Beim Music Day am 29.10.2015 standen die Produkte zweier „Urgesteine“ der deutschen Highend-Branche im Mittelpunkt. Joachim Gerhard, bekannt geworden durch seine Arbeit u.a. für Audio Physic und Sonics, der jetzt mit seiner neuen Marke Suesskind Audio auf dem Markt für Furore sorgt. Der zweite ist Symphonic Line Gründer Rolf Gemein. Von ihm wurde der Vollverstärker RG 14 und der CD-Spieler mit dem etwas missverständlichen Namen Vibrato vorgestellt (wobei Vibrato wegen des musikalischen Lustgewinns dann doch wieder passt - der Name stammt natürlich und eigentlich aus der italienischen Belcanto-Operntradition).
Von Suesskind Audio spielte die Puls Excelsior. Joachim Gerhard hatte die Chuzpe, hier einen Breitbänder vorzustellen, der in der Konfiguration bei Oliver Wittmann von einem Bändchen-Hochtöner unterstützt wurde. Weitere Mitspieler waren ein Laufwerk von Dr. Feikert, das auf den schönen Namen Blackbird (also Amsel) hört, in Verbindung mit einem Kuzma 12 Zoll-Tonarm und Dynavector XX2-MkII-Tonabnehmer. Phonoverstärkung mit Tom Evans und Kabel von Ringmat und Swisscables.
Als erstes wurde die aktuelle CD von Iiro Rantala „My Working Class Hero“, Rantalas Hommage an John Lennon, eingelegt. Um sich an das Klangbild eines Breitbänders zu gewöhnen, dauerte es gut eine Minute des Einhörens. Dann öffnet sich das Klangbild, die brachiale Dynamik, mit der Rantala sein Piano traktiert, kommt voll zur Geltung. Abbildungsgröße des Pianos und dessen räumliche Platzierung stimmten. Schnell noch als zweiten Titel „Happy X-Mas, War is Over“ nachgeschoben. Schließlich steht ja Weihachten vor der Tür … Große Klasse, was da zu hören war, das riss richtiggehend mit. Das hatte „pace“ und „drive“.
Dann Stimme: Caecilie Norby im Duo mit dem Bassisten Lars Danielsson. Anspielstück war „Both Sides Now“ von Joni Mitchell. Auch hier perfekt: Die Sängerin stand plastisch zwischen den Boxen, nein – sie stand im Raum und der Bass war zum Greifen nah!
Wechsel zu Vinyl: Keith Jarrett Suvivor‘s Suite. Seite 1 Track 1. Jedes Instrument ist klar umrissen, Anblasgeräusche kommen ebenso natürlich rüber wie die perkussiven Elemente und auch Keith Jarretts Grunzen und Stöhnen.
Bei einer weiten musikalischen Spannbreite von der grandiosen Vokaltruppe „Royal Bopsters“, die in der Tradition des legendären Vokalquartetts Lambart, Hendricks and Ross steht, über den 11-jährigen (sic!) Jazzpianisten Joey Alexander, das Piano-Duo Silver-Garburg mit einer Umsetzung des „Sacre“ von Igor Strawinsky für zwei Pianos bis zum Abschluss mit „Songs of the Bebop Era“ von und mit dem legendären Terry Gibbs, der hier auch die Klöppel auf seinem Vibrafon ausgiebig schwang. Alle Titel begeisterten. Tolle Dynamik, die befürchteten Verfärbungen bleiben aus. Die Anlage „swingte wie der Teufel“.
Fazit: Rundum ein gelungener Music Day und eine Entdeckung. Wer bislang glaubte, Breitbänder würden nur im Zusammenspiel mit Röhren (und hier vorrangig Single-Ended Verstärkern) funktionieren, musste sich von dem Symphonic Line RG 14 eines Besseren belehren lassen. Da stimmte im Zusammenspiel mit der Suesskind Puls Excelsior und der Blackbird/Kuzma-Paarung Analog und Digital alles zusammen und war „aus einem Guss“. Kompliment an die Entwickler. Das war nicht HiFi oder Highend, sondern das war Musik, die Emotionen auslöste, begeisterte und mitriss. Mehr kann man von einer Anlage eigentlich nicht mehr erwarten.
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