Mittwoch, 5. Juni 2019

Großer Octave Audio Workshop

Ein Bericht von Rainer Götz

„Klingen Röhrenverstärker besser als Transistorverstärker?“ stand auf der Einladung zu dem Workshop am 25. Mai 2019 im Stuttgarter Studio von Oliver Wittmann. Aus dem badischen Karlsbad war dafür Thomas Brieger von Octave Audio angereist, um die Veranstaltung souverän und humorvoll zu moderieren. Als Quellen dienten der über alle Zweifel erhabene T+A Streaming DAC SDV 3100 HV. Verkabelung, wie bei Wittmann üblich, mit Ringmat-Netzkabel, Audioplan Powerstar SIII und Cardas NF-Kabeln. Als Lautsprecher kam, aus der DARC-Serie von Gauder Akustik, der aktuelle Audio-Testsieger DARC 80 zum Einsatz. Ein brandneues Kabel von Clearwater diente als hochwertiges Lautsprecherkabel.

Als erstes wurde der Vollverstärker Octave Audio V 80SE gespielt. Ein Quartett 6550-Endstufenröhren war für die End-Verstärkung zuständig. Die 6550 wurden von Oliver Wittmann unter klanglichen Aspekten ausgewählt und auf den optimalen Arbeitspunkt eingemessen. Was da aus den Lautsprechern drang, war schon sehr überzeugend. Impulsreiche Popmusik, die durchaus in der Lage war, die Fähigkeiten der Gauder DARC 80 auszureizen. Dann wurde die Super Black Box von Octave Audio angeschlossen. Diese bewirkt, kurz gesagt, eine Erhöhung der Speicherkapazität der Stromversorgung und damit eine nachhaltig verbesserte Impulsleistung.

Wow … was für eine Wirkung. Wo mir der Bassbereich der DARC ohne Black Box etwas unpräzise und sogar leicht „schwammig“ vorkam, war dieser Effekt jetzt völlig verschwunden. Die Octave Audio V 80SE hatte den Lautsprecher „voll im Griff“, mit präzisem, kontrolliertem Bass und den klanglichen Vorzügen eines guten Röhrenverstärkers. Die schwer in Worte zu fassende „Aura“ des Röhrenklangs, die von vielen Zuhörern als besonders musikalisch eingestuft wird, war zu hören.

Alle Octave Audio-Röhrengeräte folgen demselben Klangideal, das langes, unangestrengtes Hören erlaubt. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass der Entwickler und Kopf hinter Octave Audio, Andreas Hofmann, Opern liebt. Und diese dauern eben, wenn wir alleine an die Werke von Richard Wagner denken, in der Regel etwas länger. Wer es warm und „heimelig“ knisternd, so wie der Röhrenklang in den 50er- und 60-Jahren, mag, ist bei Octave Audio nicht richtig aufgehoben. Wer dagegen Präzision, Musikalität und den Flair guter Röhrenverstärker sucht, sehr wohl.

Dann bewies Thomas Brieger, dass auch der „kleinere“ Vollverstärker Octave V40 SE diesem Klangideal folgt. Klar war im direkten Vergleich mit dem V80 SE ein deutlicher Unterschied hörbar – alles andere wäre auch eine Überraschung. Aber es war kein „Absturz“. Auch mit dem V40 SE kann man sehr gut und lange Musik hören. Erst recht, wenn dieser zusätzlich mit einer Super Black Box „gepimpt“ wurde, um den Jargon der Autotuner zu benutzen. Der V40 SE hatte keinerlei Probleme, die Gauder Akustik DARC 80, immerhin ein Lautsprecher mit Keramikmembranen und Diamant-Hochtöner, anzutreiben. Der V40 SE gelang es, selbst diesen 30.000-Euro-Lautsprecher fest im Griff zu haben.

Es ist aber nochmals eine Steigerung möglich. Nach dem Umstecken auf die Kombination aus Octave Audio Vorstufe HP 700 und den Endstufen MRE 220 wurde dies bewiesen. Alles klang nochmals präziser, runder, aber mit Dynamik und Finesse. Gleichgültig ob Pop, Jazz oder Klassik. Die Kombination aus HP 700 und MRE 220 war eine Klasse für sich. Eine weitere Steigerung durch den Einsatz von zwei Super Black Boxes wäre möglich gewesen, wenn sich nicht ein Interessent nach der ersten Demonstration spontan zum Kauf einer der beiden vorhandenen Netzteilverstärkungen entschlossen hätte und so nur noch ein Exemplar für weitere Vorführungen zur Verfügung stand. Aber wenn man den Sprung, den die V40 SE und V80 SE mit der Super Black Box gemacht haben, gehört hat, kann man die nochmalige Verbesserung auch für die beiden Mono-Endstufen MRE 220 erahnen.

Wer auf der Suche nach einem „ehrlichen“ Verstärker ist, ob Röhre oder Transistor, sollte Octave Audio in seine Wahl einbeziehen. Entscheidend ist, um mit Helmut Kohl zu sprechen, „was hinten rauskommt“ und nicht die Art der Verstärkung. Die am Anfang gestellte Frage des Workshops, ob Röhrenverstärker besser als Halbleiterverstärker klingen, lässt sich so generell nicht beantworten. Dies können letztlich nur Sie und Ihr Gehör entscheiden. Markus Nolden und Oliver Wittmann helfen Ihnen aber gerne bei dieser Entscheidung, wenn Sie einen Hörtermin in Stuttgart-Botnang oder Isny vereinbaren.

In Sachen Betriebssicherheit stehen Octave Audio-Röhrengeräte auf jeden Fall ihren Transistor-Pendants keinesfalls nach. Nach jedem Einschalten läuft eine Art Prüfprogramm auf alle möglichen Parameter ab, bevor Schäden auftreten können. Octave Audio gibt die Lebensdauer seiner Geräte mit mindestens 20 Jahren an. Danach kann man ja mal über einen Kondensatorenaustausch nachdenken. Röhren brauchen bei Octave nicht im ganzen Satz ausgetauscht, sondern können einzeln gewechselt werden. Mittels eines „Ampelsystems“, das über rote, gelbe und grüne LEDs funktioniert, kann der Kunde diese selbst einmessen und gefahrlos tauschen. Oliver Wittmann oder Markus Nolden demonstrieren Ihnen dies gerne. Vergessen Sie darüber aber das Anhören nicht. Es wäre schade…

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