Ein Beitrag von Rainer Götz
„Es gibt so viele gute günstige Komponenten, die wir vorstellen sollten,“ meinte jüngst Oliver Wittmann zu mir und präsentierte prompt darauf beim Music Day am 27.4.2017 eine in jeder Hinsicht klassische, aber durchaus noch bezahlbare Anlage, die äußerst lebendig und musikalisch aufspielte.
Highlight war die Neuauflage des klassischen BBC-Monitors LS 3/5a durch Falcon-Acoustics. Malcom Jones, das Mastermind hinter der Reinkarnation der Falcon LS 3/5a, ist in der Branche kein Unbekannter. Schließlich entwickelte er – zusammen mit dem legendären Raymond Cooke bei KEF – die Lautsprecherchassis für die originale LS 3/5, die dann unter BBC-Lizenz von so unterschiedlichen Firmen wie Rogers, Chartwell, Richard Allan, Goodmans, Audiomaster, RAM, Spendor, KEF und Harbeth gebaut und angeboten wurde.
Ursprünglich war die LS 3/5 und später die LS 3/5 mit dem Zusatz „a“ als „Nahfeld-Monitor“ für kompakte, mobile Übertragungswagen der BBC entwickelt worden. Die ersten Modelle wurden ab Anfang der 70er-Jahre verkauft und gewannen schnell Kult-Status auch in der audiophilen Szene. Besonders geschätzt die 15-Ohm-Version, die Mitte der 70er-Jahre auf den Markt kam.
Ich erinnere mich mit Vergnügen an einen „LS 3/5a-Shoot-out“, den der britisch/amerikanische Fachjournalist Ken Kessler anlässlich einer Londoner HiFi-Messe zelebrierte. Fünf verschiedene Paare der LS 3/5a von unterschiedlichen Lizenznehmern liefen gegeneinander. Eindeutiger Sieger – nachzulesen in Hi-Fi News & Record Review – war das originale 15-Ohm-Labormuster der BBC.
Leider war der geliebten 15-Ohm-Version nur ein kurzes Leben vergönnt, da fertigungsbedingte Toleranzen der Chassis Änderungen an der Frequenzweiche notwendig machten, und zudem stellte KEF dann auch noch die Produktion des T27 Hochtöners und des B110-Bass/Mitteltöners ein.
Die LS 3/5a ist dank ihres legendären Rufes nie ganz vom Markt verschwunden. Es gibt einige Repliken aus Großbritannien, USA und China, die alle jedoch nicht an das Original heranreichen. Die Fans weltweit trauerten der legendären 15-Ohm-Version immer nach. Besonders in Asien wurden (und werden noch) exorbitante Preise für gebrauchte LS 3/5a verlangt und bezahlt.
Für die neue LS 3/5a hat Malcolm Jones von Falcon Acoustics die originalen Lautsprecherchassis nach den BBC-Spezifikationen exakt nachgebaut. Ebenso Frequenzweiche und Gehäuse der 15-Ohm-Version. Wer mehr über diesen faszinierenden Lautsprecher erfahren will, der deutsche Vertrieb Gaudios hat die Geschichte der Falcon LS 3/5a auf seiner Website ausführlich beschrieben: http://www.gaudios.eu/display.php?s=show_product&id=falcon.
Standesgemäßer „Antrieb“ für die Falcon-Monitore ist der Sugden A21 der letztlich auf dem weltweit ersten Class-A-Verstärker aufbaut. Der Sugden A 21 Signature aus dem englischen Heckmondwike in den Yorkshire Dales ist inzwischen ebenso eine Ikone, wie die LS 3/5a. Wie sein Ur-Ur-Ahn in reiner Class-A-Schaltung aufgebaut, stellt er eine Leistung von 23 Watt an 8-Ohm zur Verfügung. Was für die meisten Kunden völlig ausreicht. Fünf relaisgesteuerte asymmetrische Hochpegeleingänge stehen eingangsseitig zu Verfügung. Mehr Informationen zum A 21 Signature finden Sie auf unserer Website und unter https://www.sugdenaudio.com/a21-integrated---line-amplifier.
Der CD-Spieler beim Music Day kam ebenfalls aus der Masterclass-Serie von Sugden. Der 9 kg schwere PDT-4F ist in der Tradition der Sugden Class-A-Verstärker stabil und wertig aufgebaut und besitzt ein speziell für die CD-Wiedergaben optimiertes Laufwerk, also kein modifiziertes Computer- oder DVD-Laufwerk. Um Jitter zu reduzieren und Fehler bei der Wiedergabe zu kontrollieren, gibt es einen dafür speziell entwickelten Sende-Empfangs-Schaltkreis, der Daten, bevor sie den DA-Wandler erreichen, neu formatiert. Eine einzigartige Methode der Umwandlung kommt hier zum Einsatz. Alles ohne Over-Sampling oder Filterung in der digitalen Domain. Anstatt dessen wurde ein analoger Filter gewählt, woraus eine große Bandbreite resultiert. Mehr Info über den PDT-4F finden Sie hier: http://www.wittmann-hifi.de/hifi/audio/sugden_audio_pdt-4f.htm.
Die Schallplatte lebt und ist für viele Audiophilen wieder zum Thema geworden. Dies belegen auch die beiden Plattenspieler, die beim Music Day zum Einsatz kamen. In der gehobenen Einsteigerklasse war dies das neue MoFi Studiodeck vom Hersteller der legendären Halfspeed-MoFi-Schallplatten bzw. der audiophilen Gold-CDs bzw. SACDs. Ein Riementriebler mit angepasstem 10-Zoll-Tonarm und abgestimmten MM-System. Der antreibende Pulley besteht aus dem Werkstoff Delrin, was die hohe Eigendämpfung und Unempfindlichkeit gegenüber Resonanzen erklärt. Mehr Infos über den um die 1.200,- Euro teuren Plattenspieler gibt es vom deutschen Vertrieb unter http://www.high-fidelity-studio.de/high-fidelitystudio/MoFi_Studio_Deck.html.
Neu im Programm von Oliver Wittmann sind Plattenspieler, Tonarme, MM- und MC-Systeme sowie Plattenwaschmaschinen von Clearaudio aus Erlangen. Für den Music Day wurde von Oliver Wittmann und Markus Nolden der Clearaudio Performance DC mit Satisfy Tonarm und Concept MC System ausgesucht. Angetrieben von einem DC-Motor mit Präzisionsgleitlager und Riemenantrieb schafft ein geschliffener Flachriemen die Verbindung zu dem Plattenteller aus 40 Millimeter starkem POM-Kunststoff, der auf einem von Clearaudio selbst entwickelten CMB-Keramikmagnetlager ruht. Der Performance DC ist mit dem hochwertigen Satisfy Tonarm kombiniert. Der Satisfy wird mit einem Tonarmrohr wahlweise in schwarzem oder silbernem Aluminium oder in Carbon geliefert. Mehr Information finden Sie auf der Wittmann-Website unter http://www.wittmann-hifi.de/hifi/audio/clearaudio_performance.htm.
Zwei Phonovorstufen, die Oliver Wittmann nach Deutschland importiert und vertreibt übernehmen Entzerrung und Vor-Vorverstärkung der sensiblen Phonosignale. Für den MoFi war dies der Tom Evans Microgroove Plus MK 2, für den Clearaudio den Tom Evans The Groove Anniversary MKII.
In der Ausgabe 2/2017 von Image HiFi wird Oliver Wittmann zum „The Groove Anniversary MK II“ wie folgt zitiert: „Es gibt auf der ganzen Welt keine Phonovorstufen, die vergleichbar locker offen und dynamisch spielen …“. Weiteres siehe Website:
- http://www.wittmann-hifi.de/hifi/audio/tom_evans_the_groove.htm
- http://www.wittmann-hifi.de/hifi/audio/tom_evans_microgroove_plus.htm
Lautsprecher und Netzkabel von Ringmat, NF-Kabel von Swiss Cables, Netzverteiler die bekannte „Keksdose“ von Audioplan (PowerStar S III).
Soviel zu den Akteuren. Wie klingt das Ganze nun? Gerade erschienen ist der Auftritt von Al Di Meola zusammen mit marokkanischen Musikern unter dem Titel „Marocco Fantasia“. Die Kombination mit Sugden CD-Player und A 21-Verstärker spielt voll, rund und warm ohne aber die harten Impulse beim Anreißen der Saiten zu verschmieren oder gar unzulässig zu soften. Percussion kommt „knackig“, Violine und Akkordeon stehen präzise im Raum. Im Bassbereich vermisse ich absolut nichts.
Weiter mit CD: Die Toshiko Akiyoshi – Lew Tabackin Big Band war – in der Nachfolge der schon legendären Thad Jones – Mel Lewis Band – in den 80er-Jahren die weltweit führende Big Band und wurde seinerzeit mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Besonders in Japan hatte die Band (und hat sie heute noch) eine große Anhängerschaft. In einer japanischen Pressung liegt der Tribute der Big Band an den legendären Bassisten und Bandleader Charles Mingus in der CD-Schublade. Farewell (to Mingus) fetzt, das Tenorsaxofon von Lew Tabackin im Dialog mit Ehefrau Toshiko Akiyoshi am Piano steht plastisch im Raum, mit Abstand deutlich vor dem Saxofon- und Trompetensatz der Bigband. Die Kombination aus 23-Watt-Verstärker und dem LS 3/5a-Monitor lässt nichts vermissen …
Als nächstes die CD mit dem Trauermarsch aus Chopins Sonate Nr. 2, Opus 35, und dem chinesischen Pianisten Fei-ping Hsu. Mit zwei B&K-Kondensatormikrofonen, minimalistisch in One-Point-Technik aufgezeichnet von Todd Garfinkle von M.A Records. Tatsächlich, der große Steinway-Flügel steht in den richtigen Dimensionen im Raum. Natürlich werden im Bassbereich Abstriche gemacht, die mich aber überhaupt nicht stören, so offen und frei klingt der Flügel.
Dann Vinyl, zunächst auf dem MoFi Studiodeck: Der schweizer Vokalist Andy Schaerer zusammen mit der Gruppe „Hildegard lernt fliegen“ und dem Lucerne Festival Orchestra. Freejazz vom Feinsten. Da meckert, nölt und scheppert es, Andy Schaerer entlockt seinen Stimmbändern nie gekannte Klänge, eruptive Phasen werden von melodischen abgelöst. Eine LP zum Zu- und Mehrfach-Hören. Der Wechsel der Platte vom MoFi auf den Clearaudio ist sofort hörbar. Okay, der Clearaudio kostet auch gut das Doppelte, ist es aber in jedem Fall auch Wert. In der 3.000/4.000 Euro-Preisklasse ein ganz „heißer“ Tipp.
„The Dreamer is the Dream“ mit der Gruppe des US-Saxofonisten Chris Potter. Wer den typischen ätherischen ECM-Sound erwartet wird enttäuscht. Stattdessen zupackende melodische Tenorsaxofonläufe, aggressive Free-Jazz-Ausbrüche. Aufnahmetechnisch in bester ECM-Manier auf Vinyl gebannt. Im Vergleich zwischen MoFi und Clearaudio wieder der deutliche Unterschied, wobei der MoFi für seinen Preis ungeheuren Spaß macht und für Einsteiger eine gute Alternative z.B. zu Rega ist.
Weiter mit der Musik von Henry Mancini zur TV-Serie Peter Gunn, hier mit dem Harmonie Ensemble aus New York. Toll, wie sich die E-Gitarre in den Bigband-Sound einbetten lässt. Nochmals eine Piano-CD: Der Pianist David Fung mit dem aufwühlenden Tribut an die Strauss-Walzerdynastie „La Valse“. Aufgenommen in der Herbert Zipper Hall in Los Angeles, die, nebenbei bemerkt, vom gleichen Akustiker optimiert wurde, wie die Elbphilharmonie in Hamburg. Auch hier fällt der Bassbereich logischerweise ab, was aber überraschenderweise nicht stört. Die LS 3/5a spielt so „aus einem Guß“, dass ich kein Manko empfinde. Der New Yorker Steinway D, eingefangen mit fast schon historisch zu nennenden AKG C-24 Röhrenmikrofonen, soll nach dem Willen von Pianist David Fund auf der CD so klingen, wie in der 10. Reihe der fantastischen Zipper-Hall. Stimmt wohl!
Es geht an diesem Donnerstag im HiFi-Studio Wittmann noch lange. Mozarts Ouvertüre „Die Entführung aus dem Serail“ mit Concerto Köln. Da fliegen die Funken, das Blech macht seinem Namen Ehre, die Schlagwerker müssen sich verausgaben. Kontrastprogramm: Musik für klassische Sologitarre. Pablo Villegas spielt Auszüge aus Leonard Bernsteins West Side Story. Vergleiche an Andrés Segovia tun sich auf.
Nach weiteren Platten und CDs zum Abschluss, auch wenn es die meisten Zuhörer schon in- und auswendig konnten, Niels Lofgren mit seiner Liebeserklärung an Rolling Stones Gitarrist Keith Richard: Keith don’t go. Gerade weil es einem bei jeder Messe mehrfach entgegenschallt, ist die Aufnahme für Vergleiche gut geeignet. Das hat man „im Ohr“. Und in der Tat kam die Kombination aus Clearaudio Performance DC mit Satisfy Tonarm und Concept MC System, Sugden CD und Sugden Verstärker im Zusammenspiel mit der Falcon LS 3/5a mit diesem Klassiker hervorragend zurecht. Auch hier verblüffte nicht nur die für einen Lautsprecher in dieser Größe phantastische Basswiedergabe, sondern mehr noch, wie offen und frei die LS 3/5a spielte. Livehaftig!
Wenn ich mit diesen Zeilen Ihr Interesse geweckt habe, dann vereinbaren Sie mit Oliver Wittmann oder Markus Nolden einen Hörtermin. Sicher können Sie dann meine Begeisterung (und die des Wittmann-Teams) teilen. Ach ja, der Kaffee, den Markus Nolden braut, ist auch durchaus zu empfehlen.
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