Ein Beitrag von Rainer Götz
Es war wieder mal soweit: Nachdem der monatliche Music Day wegen Weihnachten und den damit verbundenen Ferien im Dezember ausgefallen ist, lud Oliver Wittmann wieder zu einer neuen Veranstaltung. Die vorgestellten Lautsprecher kamen aus Kanada von Verity Audio. Dort sitzen offensichtlich Liebhaber der deutschen Klassik. Schließlich tragen die Lautsprecher so klangvolle Namen wie Lohengrin, Sarastro, Fidelio oder eben – wie in unserem Fall - Parsifal Anniversary.
Der Lautsprecher präsentiert sich elegant in „High Gloss weiß“ und bringt ohne Verpackung je 82 kg auf die Waage. Die Parsifal Anniversary besteht eigentlich aus zwei Teilen. Einem geschlossenen 2-Weg-Monitor und einem Subwoofer, der wahlweise je nach Aufstellung nach vorne oder hinten abstrahlt.
Angesteuert werden die Lautsprecher von zwei Monoendstufen Octave MRE 220, pro Kanal bestückt mit 4 leistungsstarken Endstufenröhren vom Typ KT 120. Für eine Röhrenendstufe werden damit ungewöhnlich satte 220 Watt an 4 Ohm links und rechts zur Verfügung gestellt. Die Vorstufe kommt ebenfalls von Octave aus Karlsbad (nahe Karlsruhe) und ist das derzeitige Spitzengerät HP 700. Hier bestückt mit dem Octave Phono Module. Ja, Octave bietet verschiedene Einschub-Module, darunter sogar eine Klangregelung an.
Quellengeräte waren der bewährte Linn LP 12 mit Ekos Arm und einem ZYX-Tonabnehmer in Verbindung mit einem Phonovorverstärker des britischen Herstellers Whest PS.40RDT Special Edition. Auf der digitalen Seite spielte ein Playback Design MPS-3, eigentlich ein DA-Wandler mit eingebautem CD-Player. Intern arbeitet der MPS-3 mit der doppelten DSD-Datenrate, was 128-faches „Upconverting“ bedeutet. Filter kommen lediglich für 44- und 48-kHz-Daten zur Anwendung.
Genug der Technik. Im Internet sind über alle Komponenten ausführliche technische Informationen und auch Testberichte führender HiFi-Magazine abrufbar, so dass hier nicht mehr darauf eingegangen werden soll. Allenfalls noch der Hinweis, dass die Verarbeitungsqualität aller Teile auf höchstem Niveau ist. Es macht Spaß, die Geräte anzufassen und zu bedienen.
Nun zur wichtigsten Frage: Wie klang das alles. Wer angesichts der Röhrengeräte einen warmen, anheimelnden Röhrensound erwartete, wurde enttäuscht. Die Octave Elektronik ist ausgesprochen neutral und offen ausgelegt, hat nichts „schönfärberisches“ an sich. Auch der Lautsprecher kann seinen Monitor-Charakter nicht verleugnen. Schlechte Aufnahmen werden schonungslos offengelegt. Gute Einspielungen klingen traumhaft.
Die LP „Fish out of Water“ mit dem Charles Lloyd Quartett überzeugte mit wunderschönen Klangfarben. Die ganze A-Seite lief bei der Vorführung durch, keiner wagte angesichts der grandiosen Musik, diese zu unterbrechen. Es zog einen regelrecht „rein“ in diese meditative und dann wieder spannungsgeladene Aufnahme auf dem ECM-Label. Dies spricht für diese Anlagenkombination und deren Fähigkeit, Emotion zu übertragen.
An einem anderen Beispiel, der musikalisch überragenden Aufnahme "Catalonian Nights" des Tete Montoliu Trios, war dann deutlich zu hören, dass es sich um eine CD-Veröffentlichung der späten 80er-Jahre handelte. Der Playback MPS-3 deckte die etwas „gläsern“ klingende Aufnahme gnadenlos auf. Trotzdem: große Musik dieses fast vergessenen Klaviervirtuosen mit dem kraftvollen Anschlag.
Dass Musik richtig Spaß machen kann und auch soll, zeigte dann die CD „Herbert Pixner Projekt Live im Konzerthaus Wien 2013“. Einer grandiosen Mischung, die irgendwo zwischen Tango, ungarischer und österreichischer Volksmusik pendelt. Eine der Aufnahmen, bei denen man Begriffe wie High Fidelity oder Highend vergessen konnte und sich dem reinen Musikvergnügen hingab. Die beim Music Day gespielte Anlage hat ihren Teil dazu beigetragen, die Technik zu ignorieren. Darum geht es letztlich ja.
Fazit: Eine gelungene Anlagenzusammenstellung, die im heimischen Wohnzimmer wahrscheinlich noch besser klingt als im Studio bei Oliver Wittmann. In einer Wohnraumatmosphäre mit Büchern und Schallplatten an den Wänden, Polstermöbeln und Teppichen legt die Kombination aus Verity Audio, Octave, Linn/Zyx/Whest bzw. Playback nochmals zu und macht noch mehr Spaß als im Studio und seiner naturgemäß kompromissbehafteten Aufstellung.
Jede einzelne der vorgestellten Komponenten hat ihre Meriten, und so sind natürlich auch andere wohlklingende Kombinationen möglich. Von Oliver Wittmann kam noch der Tipp, den neuen Vollverstärker von Avantgarde Acoustic XA-INT auszuprobieren. Ich bin schon gespannt, welche Anlage beim nächsten Music Day am 25. Februar 2016 (immer am letzten Donnerstag eines Monats) spielt. Man sieht sich …
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